GABRIELE D’ANNUNZIO gedicht DER REGEN IM PINIENHAIN text DE
Gabriele D’Annunzio
Der Regen im Pinienhain
(La pioggia nel pineto)
(Italienische poesie, Text ins Deutsche übersetzt)
kurze einführung in die Poesie
“Der Regen im Pinienhain” ist ein Gedicht, das zwischen Juli und August 1902 von dem Dichter Gabriele D’Annunzio in der berühmten Villa “La Versiliana” verfasst wurde, in der er im grünen Pinienwald in Marina di Pietrasanta in der Versilia lebte.
Dieses Werk gehört zu Alcyone, einer Gedichtsammlung, die Gabriele D’Annunzio zwischen Juni 1899 und November 1903 geschrieben hat.
In dem Gedicht “Der Regen im Pinienhain” bricht Gabriele D’Annunzio die syntaktischen Bindungen auf und erzeugt eine Folge von Klangeffekten mit unterschiedlich arrangierten Reimen, Assonanzen, Onomatopoeias und Ähnlichkeiten.
In seinem berühmten Gedicht “Der Regen im Pinienhain” beschreibt Gabriele D’Annunzio einen Spaziergang den er mit seinem geliebten Ermione (dem Pseudonym der berühmten Schauspielerin Eleonora Duse) in einem Wüstenkieferwald nahe dem Meer unternommen hat
Während des Spaziergangs überrascht ein frischer Sommersturm sie und die beiden, die die dichte Vegetation betreten, Eingetaucht und umgeben von Natur und Regen hören sie die Symphonie der Geräusche und Gerüche und mischen sich in sie ein.
Nachfolgend finden sie den Text von Gabriele D’Annunzio Gedicht “Der Regen im Pinienhain” ins Deutsche übersetzt.
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Gute Lektüre
Gabriele D’Annunzio
Der Regen im Pinienhain
(La pioggia nel pineto)
(Italienische poesie, Text ins Deutsche übersetzt)
Schweige.
Auf der Schwelle
des Waldes höre ich
die menschlichen Worte nicht,
die du sagst. Aber ich höre neue Worte;
die von weit entfernten Tropfen und Blättern erzählen.
Höre.
Es regnet aus zerrissenen Wolken.
Es regnet auf salzige, trockene Tamarisken,
Es regnet auf die schuppigen und stacheligen Pinien;
Es regnet auf die göttliche Myrthe,
auf die unzähligen Blüten des leuchtenden Ginsters,
auf Wacholder voller duftenden Beeren,
Es regnet auf unsere waldesgleichen Gesichter,
Es regnet auf unsere bloßen Hände,
auf unser leichtes Gewand,
auf die reinen Gedanken,
die den neuen Geist erwachen lassen,
auf das schöne Märchen,
das gestern dich verzauberte,
das heute mich verzaubert.
Oh Ermione.
Hörst du?
Der Regen fällt,
auf das verlassene Grün,
Mit einem endlosen, wechselnden Plätschern in der Luft,
je nachdem ob das Laub dichter ist
oder weniger dicht.
Höre.
Es antwortet auf den Regen der Gesang
der Zikaden, die sich weder durch südliches Rauschen
noch durch den grauen Himmel abschrecken lassen.
Und die Pinie erklingt
und die Myrte erklingt anders
und der Wacholder wieder anders,
verschiedene Instrumente
unter unzähligen Fingerschlägen.
Und verschlungen sind wir im Waldgeist,
eines Baumes gleich lebend;
Und dein nasses Gesicht
gleicht einem von Regentropfen
bespicktem Blatt,
und deine Haare verbreiten den Duft leuchtendes Ginsters,
ich du Nymphe des Waldes,
die du den Namen Ermione trägst
Höre, höre.
Der Ton der luftigen Zikaden
wird nach und nach dumpfer
unter heftigerem Regen;
aber ein Gesang mischt sich ein
der rauer ist und von dort hinten kommt,
aus feuchten verborgenen Schatten.
Dumpfer und schwächer werdend
verklingt er.
Nur eine Note
schwingt noch und verklingt,
blüht wieder auf, schwingt und verklingt.
Man hört das Rauschen der Wellen nicht.
Jetzt hört man auf allen Blättern
den silbernen Regen prasseln, der wäscht,
und das Prasse ln das sich im dichter
oder weniger dichten Laub verändert.
Höre.
Die Tochter der Lüfte schweigt, die Tochter der Erde jedoch,
die Unke, singt im entfernten Schatten!
Wo nur – wo?
Und der Regen fällt auf deine Wimpern,
Ermione!
Er benetzt deine schwarzen Wimpern,
als weintest du aus Freude;
einem Baum entsprungen scheinst du.
Und das ganze Leben in uns ist jung und frisch,
und das Herz wie eine unberührte Frucht,
deine Augen gleichen Quellen in der Wiese,
deine Zähne bitt’ren Mandeln.
Eng umschlungen oder gelöst
wandeln wir durch das Dickicht.
Fast umschlingt das kräft’ge Grün uns’re Knöchel,
rankt sich um uns’re Knie
wo nur – wo?
Es regnet auf unsere waldesgleichen Gesichter,
es regnet auf unsere bloßen Hände,
auf unser leichtes Gewand,
auf die reinen Gedanken,
die den neuen Geist erwachen lassen,
auf das schöne Märchen,
das gestern dich verzauberte,
das heute mich verzaubert.
Oh Ermione.
…
..
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Gabriele D’Annunzio – Der Regen im Pinienhain (La pioggia nel pineto)
(Italienische poesie, Text ins Deutsche übersetzt)
Gabriele D’Annunzio
Gabriele D’Annunzio (* 12. März 1863 in Pescara; † 1. März 1938 in Gardone Riviera) war ein italienischer Schriftsteller und Dichter des Fin de Siècle und spätromantischer Vertreter des Symbolismus.
Gabriele D’Annunzio er gilt als ein Ideengeber für den italienischen Faschismus und als einer der Mentoren Benito Mussolinis, ohne allerdings jemals bekennender Faschist oder Mitglied der Faschistischen Partei gewesen zu sein.
1924 wurde Gabriele D’Annunzio geadelt und erhielt den Titel Principe di Montenevoso (wikipedia).